Lohmar, 28. April 2022

Lohmar, 28. April 2022
Fehlanwendungen sind der häufigste Grund dafür, dass Kuppelsysteme ausfallen. Neben der richtigen Wartung und Pflege sollten auch bei der Benutzung ein paar Grundsätze beachtet werden.
Moderne Traktorkabinen sind schallisoliert und gefedert, verfügen über Radio und diverse digitale Anzeigen – und koppeln die Fahrer so quasi von ihrer Umwelt ab. Das ist einerseits gut, weil lange Arbeitstage so viel weniger belastend sind. Nachteilig ist allerdings, dass Signale für Fehlfunktionen wie Quietschen, Klappern oder Rattern zum Teil gar nicht mehr bis in die Kabine vordringen – und die Fahrer deshalb auch nicht darauf reagieren können. Vor diesem Hintergrund verdienen gerade Vorgänge wie das An- und Abkuppeln und die Beachtung maximaler Bewegungswinkel besondere Aufmerksamkeit.
Bei der Untenaufhängung „nicht auf Kontakt fahren“
Bei Bolzenkupplungen und einem Ankuppeln in der Obenaufhängung – oberhalb des Zapfwellenstummels – sorgt der gewollte Kontakt mit der Deichsel für das Einrasten des Kupplungsbolzens. Anders beim Ankuppeln in der Untenaufhängung: Dazu braucht es entweder eine Kamera oder einen Spiegel und ein geöffnetes Heckfenster in der Traktorkabine. Nur so lässt sich das Ankuppeln präzise und ohne Beschädigungen bewerkstelligen. Wird nämlich beim Zurücksetzen „auf Kontakt“ und nicht auf Sicht gefahren, kann die Kalotte der Deichsel mit dem Niederhalter der Kupplung kollidieren und diesen beschädigen. Neben mechanischen Verformungen kann es zu Haarrissen kommen, die aufgrund der mechanischen Belastung im Einsatz dann zum Ausfall des Systems und zu Unfällen führen können. Da es bislang keine Sensorik zur Überwachung dieser Schnittstelle gibt, ist entsprechende Vorsicht beim Ankuppeln dringend geboten.
Achtung auch bei horizontalen und vertikalen Bewegungswinkeln!
Kupplungssysteme können auch in anderen Situationen überlastet werden, etwa bei zu großen horizontalen Bewegungswinkeln. Die Kupplungen landwirtschaftlicher Anhänger und Geräte sind für einen horizontalen Bewegungswinkel von mindestens 60 Grad geeignet. In der Praxis kollidiert die Deichsel aber schon deutlich früher mit den Reifen. Im günstigsten Fall zeigt sich das in blank gescheuerten Stellen an der Deichsel, im ungünstigsten Fall in strukturellen Schäden und dem Bruch der Kalotte bzw. Schäden an der Kopfplatte der Deichsel. Auch bei vertikalen Bewegungswinkeln ist Vorsicht geboten. Sie ergeben sich beispielsweise beim Befahren von Böschungen oder bereits gut gefüllten Fahrsilos. Walterscheid Kupplungen erreichen dank des speziellen Designs nicht nur die Mindestanforderung von 20 Grad, sondern bis zu 36 Grad – und schaffen so eine große zusätzliche Sicherheitsmarge.
Vielfach werden kritische Situationen im Alltag aufgrund der gut abgeschirmten Traktorkabine nicht wahrgenommen. Neben dem bewussten und überlegten Vorgehen u. a. beim Ankuppeln ist deshalb auch eine regelmäßige Zustandskontrolle der Kuppelsysteme ein Garant für Sicherheit. Dabei gilt: der Mensch ist und bleibt auch hier der wichtigste Sensor.